Nachfolge so klappt's - Folge 3.
Ins kalte Wasser gesprungen und nicht mehr raus gewollt.

In dieser Folge spreche ich mit Johannes Höhner über seinen Nachfolgeprozess bei der Höhner GmbH in Düsseldorf und zu seiner Nachfolge im Handwerk.

Aushilfsweise Chef.
Wie aus dem spontanen Einspringen in einer Notsituation 16 Jahre handfestes Unternehmertum wurden und warum klare Kommunikation in der Nachfolge wirklich hilft.

DER JUGENDLICHE LEICHTSINN UND DIE SOZIALE VERANTWORTUNG WAREN EINE GUTE KOMBINATION.

Für Johannes Höhner ist klar: rückblickend war es gut, dass er damals grün hinter den Ohren war und gleichzeitig instinktiv gespürt hat, dass er die Mitarbeiter nach dem Sturz seines Vaters nicht hängen lassen durfte. Diese Kombination aus dem Sinn für das Familienunternehmen und dem Glauben, dass es schon gut gehen würde, hat ihn zwar viele Fehler machen lassen, aber letztendlich gut um jede Klippe geschifft.

Heute führt er einen der modernsten und bekanntesten Sanitär-, Heizungs-, Klima-, Belüftungs- und Elektrotechnikbetriebe im Rheinland mit 30 Mitarbeitern und eins ist klar - seine Entscheidung und die klare Ansage von damals bereut er nicht.

Höhner Sanitär Heizung Klima Elektrotechnik

Fact Box : Höhner GmbH Düsseldorf

  • Gegründet: 1982 
  • Mitarbeiter: 30
  • Umsatz: ca. 3 Mio. Euro
  • Branche: Handwerk
  • Bekannt als erster Ansprechpartner für Projektierung und Ausführung von Sanitär-, Heizungs-, Klima oder Elektroarbeiten für Privathaushalte, Unternehmen, Kommunen und die Industrie
  • Entwickelt sich kontinuierlich weiter und setzt neuste, energiesparendste Gebäudetechniken ein
  • Immer für den Kunden ist seit 35 Jahren Hausphilosophie

Mehr über die Höhner GmbH rausfinden
https://hoehner-gmbh.de/

In dieser Folge:

Nachfolge so klappts Höhner GmbH

Johannes Höhner

Höhner GmbH / Nachfolger

Anna Lisa Selter - Nachfolgeberaterin

Anna Lisa Selter

Die nächsten hundert Jahre/ Inhaberin

Ich war damals plötzlich aushilfsweise Chef und habe versucht,
das alles zu meistern.

-Johannes Höhner-  

Das Interview zum Nachfolgeprozess bei der Höhner GmbH

Erzählen Sie doch mal - wie sind Sie in das Unternehmen gekommen? Wie war die Situation damals?

 

Johannes Höhner:

Ich bin 2004/2005 eigentlich wie die Jungfrau zum Kinde dazu gekommen. Mit 24 Jahren war ich mitten im Studium, grün hinter den Ohren und dann ist mein Vater schwer gestürzt - es stand auf der Kippe mit ihm. Als Familienbetrieb hat man eine soziale Verantwortung für die Mitarbeiter und zusammen mit dem jugendlichen Leichtsinn und ein bisschen Selbstüberschätzung bin ich dann so in die Position reingeschlittert. Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen. Einfach war das alles nicht für mich. Bankgespräche, Mitarbeitergespräche - alles war damals neu. Mein Vater kam nach 9 Monaten wieder zurück in den Betrieb. 2007 habe ich die Firma dann offiziell übernommen.

 

Das ist alles glücklicherweise gut gegangen, aber das passierte nicht ohne Kampf und nicht ohne Reibung.

-Johannes Höhner-

Das neue Gebäude der Höhner GmbH
Das neue Gebäude der Höhner GmbH
Johannes Höhner - der Nachfolger der Höhner GmbH im Interview

 Wie lange hat der Prozess gedauert? War das Wort "Nachfolge" vorher im Raum?

Johannes Höhner:

Insgesamt waren es gut 3 Jahre - von 2004 bis 2007. Ich hatte mir vorher dazu keine Gedanken gemacht und war ja auch mitten im Studium. Über meine Nachfolge hatten wir bis dahin nie gesprochen und auch mein Bruder hat ja einen eigenen Betrieb in Neuss gegründet. Mein Vater hat wahrscheinlich nie gedacht: "Wie wird das eigentlich mal, wenn ich nicht mehr bin?" Er konnte grundsätzlich ganz schlecht über das Thema sprechen. Ich glaube er dachte damals, das läuft alles für immer so weiter.

Welche Hürden waren am Größten, als Sie sich entschieden hatten ?

Johannes Höhner:

Die größte Hürde war, mich gedanklich von meinem Vater zu lösen, diesen Schnitt zu machen und mich damit auch durchzusetzen - auch gegenüber den Mitarbeitern. Da gilt dann endgültig: es gibt jetzt einen neuen Chef und der neue Chef bin ich. Ich entscheide und nicht mehr mein Vater. Dieses Loslösen war die größte Hürde.

Als mein Vater nach dem Unfall zurückkam, war das vielschichtig problematisch. Die Mitarbeiter können ja nicht zwei Herren dienen. Ich habe viel Neues umgesetzt und als mein Vater mit Mitte 60 zurückkam, war er vor den Kopf gestossen: "Das haben wir ja noch nie so gemacht". Da gab es natürlich Reibungsverluste und richtig Krieg. Es prallten Generationen aufeinander und mein Vater hat nicht eingesehen, dass die Firma sich weiter entwicklen musste - gerade in unserem Bereich. Wenn man da nicht mitmacht, ist man ganz schnell weg vom Fenster. Vom "Das haben wir immer so gemacht" bis zum " Da kommen wir heute nicht mehr weiter" gab es ganz massive Reibungspunkte und es ging immer laut hin und her. Die Mitarbeiter haben sehr drunter gelitten. Sie hatten quasi zwei Chefs und mein Vater und ich haben uns gegenseitig die Autorität untergraben. War ich zu Tür raus hieß es: Das machen wir jetzt anders - ganz klassisch.

Deshalb musste ich irgendwann eine Entscheidung treffen: mit mir, oder ohne mich. Das hat mir persönlich sehr weh getan, aber wir haben das zu Hause abgesprochen und es war klar, wenn ich das jetzt nicht mache, bleibt der Betrieb auf der Strecke. Es war letztendlich eine Mischung aus Pistole auf der Brust und einem kleinen Quentchen Freiwilligkeit. Mein Vater hat es mehr- oder weniger widerwillig akzeptiert. Er wollte ja, dass es weiter geht und musste letzten Endes loslassen. Ich hoffe, dass ich das später mal kann. Da muss man ja vorsichtig sein.
2007 war die Übernahme dann offiziell. Danach ging es auch eigentlich.

Ausgangssituation

  • Josef Höhner hat das Unternehmen 1982 als Höhner & Kaufmann GmbH gegründet
  • 1983 wurde der Betrieb zur Höhner GmbH umfirmiert
  • 2004 verunglückte Josef Höhner und war 9 Monate nicht arbeitsfähig. Johannes Höhner sprang von heute auf morgen ein. 
  • 2007 übernahm Johannes Höhner den Betrieb vollständig und entwickelt ihn seitdem kontinuierlich weiter
  • 2018 zog das Unternehmen in ein neues Gebäude am Tichauer Weg in Düsseldorf

Wussten Sie schon ?

Digitalisierung wird bei Höhner groß geschrieben. Das Team setzt auf modernste Systeme und ein "Können wir nicht" werden Kunden nie hören. 

Ich glaube auch, dass mein Vater sich auch nie darüber Gedanken gemacht: "Wie wird das eigentlich mal, wenn ich nicht mehr bin?" Er konnte grundsätzlich ganz schlecht über das Thema sprechen.

-Johannes Höhner-  

Die Höhner GmbH übernimmt auf Wunsch die kompetente Planung und Realisierung aller Komponenten der Heizungstechnik.

Heizungstechnik - Herr Höhner im Einsatz
Heizungstechnik - Herr Höhner im Einsatz

Was war der Antrieb für Sie, zu übernehmen ?

Johannes Höhner:

Die Herausforderung hat mich gereizt. Wenn ich was anfange, muss ich es auch zu Ende machen. Im Familienbetrieb weiter zu machen, die Geschichte weiter zu schreiben und die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, das habe ich in dem Moment als wichtiger und herausfordernder empfunden, als das Studium weiter zu machen. Und die Zeit, Energie und das Herzblut, was bis dahin rein geflossen war, ist auch nicht zu unterschätzen. Ich wollte dann auch nicht mehr loslassen und ein Teil von mir steckte ja schon persönlich darin. Es ging auch darum, dem Vater zu beweisen, dass das, was er aufgebaut hat, weiter existiert. Heute sieht er das. Er kann es nicht mehr ganz zeigen, aber er ist schon ganz stolz und froh, dass ich mich durchgesetzt habe.

Aber die Kämpfe, die wir geführt haben, waren schon heftig. Oft emotionsgeladen, oft mit sehr harten Bandagen, manchmal auch mit ungewollten, persönlichen Verletzungen - wie das so ist in Familien. Im Nachhinein bin ich mit der Sache versöhnt. Heute sehe ich, was eventuell bei ihm dahinter steckte und dass er Dinge einfach anders gesehen hat.

Die Firmengeschichte weiter zu schreiben, die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, das habe ich in dem Moment als wichtiger und herausfordernder empfunden, als das Studium weiter zu machen..
 
-Johannes Höhner-

Helfen solche Erfahrungen als Nachfolger generell bei der eigenen Nachfolgeplanung ?

Johannes Höhner:

Ja. Das denke ich schon. Das Wissen, dass man sich anders verhalten kann und sollte, ist auf jeden Fall hilfreich. Ob ich das schaffe, kann ich Ihnen in 20 Jahren beantworten, wenn unsere Kinder so weit sind. Ich versuche aber, es mit den Kindern so zu machen, wie meine Mutter damals nach dem Unfall. Ich hatte die Entscheidungsfreiheit - niemand hat mich gezwungen. Aber das war schon auch Erziehungssache. Meinen Vater hängenzulassen hätte es bei uns eigentlich nicht gegeben.

Johannes Höhner im Nachfolgeinterview

Der Mix aus Altbewährtem in Kombination mit neuen Methoden -
das reizt mich und war mir immer wichtig
.
 
-Johannes Höhner-

Zufriedene Kunden der Firma Höhner
Zufriedene Kunden der Firma Höhner

Wie haben Sie Ihren Mitarbeitern die Nachfolge und den Wechsel vermittelt ?

Johannes Höhner:

Ich habe ein offizielles Anschreiben verschickt und mit jedem persönlich gesprochen - das wollte ich nicht in der Gruppe machen. Ich habe erklärt, wo ich mit der Firma hin möchte und wo wir auch hin müssen, damit wir nicht "hinten runter" fallen. Ich habe in den Gesprächen gleich einen Ausblick auf die Zukunft angeboten. Teilweise war das auch für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Es war keine langsame Entwicklung, sondern ein richtiger Sprung. Fachlich, finanziell, - wir mussten uns alle schnell ändern.

Ich habe häufig Gespräche geführt und war auch oft mit draussen beim Kunden. Reden hilft, mitmachen und zeigen hilft mehr. Nur wenn Sie selbst die Dinge vorleben, können Sie überzeugen.

Ich hatte aber auch Glück. Wir haben hier eine sehr gemischte Mannschaft. Ich habe mir die geschnappt, die bereit waren mitzumachen und die haben den Rest mitgezogen.

Wir haben auch teambildenden Maßnahmen gemacht. Zuerst waren alle misstrauisch und dachten, sie sollten "gekauft" werden. Denen habe ich gesagt: "Ich will gar nicht mit Euch kuscheln, das liegt mir völlig fern. Aber wir können nur als Einheit funktionieren. Und wenn einer hier Mist baut, hat das Auswirkung auf uns alle. Das müsst ihr verstehen."

Bis alle im Boot waren, hat es fast 5-6 Jahre gedauert. Nach Feierabend kommen andere Sachen auf den Tisch. Wir sind ein Familienbetrieb und die persönlichen Probleme sind mir auch wichtig. Ich versuche auch außerhalb der Arbeitszeit für jeden Mitarbeiter immer ein offenes Ohr zu haben. Das ist auch wichtig bei dem, was wir hier machen. Ich muss erkennen, ob alle bei der Sache sind.

 

Die Mitarbeiter haben sehr drunter gelitten.
Sie hatten quasi zwei Chefs und mein Vater und ich haben uns gegenseitig die Autorität untergraben.
War ich zu Tür raus hieß es: Das machen wir jetzt anders - ganz klassisch.

-Johannes Höhner-

Wussten Sie schon ?

Die Höhner GmbH hat in diesem Jahr 6 Auszubildende und unternimmt viel, um ihre Mitarbeiter fortzubilden und für den Beruf zu begeistern. 

Wie sind Sie beide mit den emotionalen Eskalationen umgegangen?

Johannes Höhner:

Wir haben uns fast einmal in der Woche gestritten. Irgendwann geht die Frustrationstoleranz runter. Die Qualität des Streits wurde
anders. Nach Kleinigkeiten kamen massivere Dinge. Je mehr Verantwortung ich weggenommen habe, desto schwieriger wurde die Situation. Dann war der Kanal voll. Ich habe gespürt, das belastet mich persönlich jetzt so, ich mache das nicht mehr mit. Ich konnte und wollte meinen Vater auch nicht mehr weiter vorführen. Die Sorge um die Firma war im Vordergrund. Sie litt darunter, die Mitarbeiter gingen, es musste aufhören.

Ich habe dann eine Entscheidung getroffen. Entweder wir machen es so, wie ich es sage, oder Du machst weiter und dann drehe ich mich um, wir gehen im Guten auseinander und ich mache mein Ding. Anfangs hat mein Vater das nicht ernst genommen. Eines Abends habe ich dann ganz ruhig zu ihm gesagt: "Wir sind jetzt an dem Punkt angekommen, wo es kein Zurück mehr gibt. Wenn wir das jetzt nicht tun, hast Du verloren, die Firma hat verloren, und ich bekomme schnell woanders einen Job. Du musst Dir darüber klar werden, ob Du das willst. Du hast jetzt Zeit über das Wochenende, Dir darüber Gedanken zu machen. Wenn Du Montag früh nicht in die Firma kommst, weiß ich, dass Du mir das Feld überlassen hast. Bist Du da, werde ich meine Sachen packen und gehen."
Mein Vater hat mit meiner Mutter gesprochen. Er ist an dem Montagmorgen nicht gekommen. 

Was war das für ein Gefühl für Sie?

Johannes Höhner:

Es war ganz surreal. Er ist wirklich nicht gekommen. Nach der Monteureinteilung kam die Ruhe und dann saß ich da mit meinem komischen Gefühl. Danach waren die Fronten geklärt und es ging weiter. Es gab zwar immer noch Reibung, aber er hat sich zurück genommen. Ich habe mit ihm besprochen und ihm auch weiter seine Aufgaben geben. Er hat sich darauf eingelassen und sich auch von mir mit führen lassen. Er hat die ganzen Aufgaben übernommen, die Zeit kosten. Zum Kunden fahren und die Rechnung übergeben zum Beispiel. Das Typische von früher hatte er wieder zurück und das fand er gut. Vielleicht brauchte er so eine finale Entscheidung und Ansage von mir, um loslassen zu können und mir zu glauben, dass ich wirklich will und es kann. 

Haben Sie danach noch mal mit Ihrem Vater darüber gesprochen?

Johannes Höhner:

Nein. Er hat mir auch nichts vorgeworfen. Zwischendurch hat er immer mal wieder versucht, sein Ding zu machen, aber das ging dann ja nicht mehr. 2 Jahre später hatte er dann einen Schlaganfall - da war danach sowieso vieles anders. 

Konnten Sie Ihre persönliche und die berufliche Beziehung auseinander halten?

Johannes Höhner:

Unsere Situation in der Firma ist schon rüber geschwappt. Ich habe versucht, es zu trennen, weil ich ja meine Mutter nicht bestrafen wollte, aber der Konflikt ist schon ordentlich in den persönlichen Bereich geschwappt. Das kann man auch ganz schwer trennen. Es gab ja auch persönliche Verletzungen, die sich in solchen Situationen ergeben. Meine Frau war hier sehr verständnisvoll und mir eine große Stütze. Die weitere Kraft habe ich aus meinem Glauben gezogen. Das fühlte sich so an, als sollte ich geprüft werden.

Newslettergrafik Nachfolge
Höhner GmbH Nachfolge

Hatten Sie Unterstützung und Begleitung bei dem Prozess?

 

Johannes Höhner:

Meine Mutter ist unsere Steuerberaterin. Das ist grundsätzlich gut, aber sie war auch damals sehr nah dran und selbst involviert, konnte also nur bedingt helfen. Es gab Hilfen und Angebote von der HWK und der Innung. Die habe ich einmal genutzt, aber da saß dann jemand und wollte über den Businessplan sprechen. Vor 13 Jahren blieben emotionale Themen außen vor. Ich habe gesagt: "Ein Businessplan? Ganz ehrlich - das ist nicht unser Problem. Wir brauchen einen Streitschlichter - jemand, der uns ein bisschen kennt. Die Hilfen, die es damals von außen gab, waren die falschen für uns. Natürlich war meine Frau auch da. Sie hatte Sorge, dass ich mich kaputt mache und wollte auch, dass ich eine Entscheidung treffe. Diese zwei Faktoren, dass meine Mutter und meine Frau zu mir gehalten haben und mein Glaube, die haben mir dadurch geholfen.

Wir hatten auch eine neue Sekretärin, die zu Beginn sehr unter der Situation gelitten hat, aber sie hat mit mir an einem Strang gezogen und wollte etwas Neues mit mir erreichen. Heute ist sie sehr froh darüber und ich bin sehr dankbar. Auch die Jugendarbeit und meine Aktivität im Stadtrat haben mir viele Erfahrungen gebracht, die ich im Unternehmen nutzen konnte.

 

Was haben Sie unterschätzt?

 

Johannes Höhner:

Eigentlich würde ich sagen, ich habe rückblickend alles unterschätzt. Ich war sehr jung, musste auf einmal mit Millionen hantieren und dann müssen Sie Bankgespräche führen und brauchen 300.000 - 400.00 Euro als Zwischenfinanzierung für eine Baumaßnahme. Ich musste mich durch beissen. 

Was würden Sie mit dem Wissen heute anders machen?

 

Johannes Höhner:

Ich würde schneller abschliessen wollen. Es ist zu viel Zeit verstrichen.
So etwas darf nicht länger als ein Jahr dauern, bis zumindest eine Entscheidung steht.
Den Nachfolgeprozess hätten wir grundsätzlich ansprechen müssen und dann besser strukturieren und planen können.
Wenn wir uns diese Planung als Aufgabe genommen hätten und es bewusst angegangen wären, hätte das sehr geholfen.
Bei meinen Kindern würde ich sagen: "Schreib` Du doch mal auf, wie Du Dir das vorstellst und ich schreibe das auch auf und dann reden wir."

Was würden Sie anderen Nachfolgern und Inhabern als guten Rat mitgeben?

 

Johannes Höhner:

Starten Sie frühzeitig und sprechen Sie offen und ehrlich miteinander. Teilen Sie Wahrnehmung und ignorieren Sie die Gefühlswelt nicht. Die muss klar benannt werden. "Wie fühle ich mich, wie fühlst Du Dich?"
Miteinander kommunizieren, es aufschreiben - immer offen sein. Man ist ja in der Familie in einem geschützten Raum - da kann ja eigentlich nichts passieren. Und man muss sich klar darüber sein, dass es Widerstände gibt, die man bei sich selbst überwinden muss, weil sie persönlicher Natur sind, aber der Sache nicht dienen. Da muss man sich dann auch trauen zu sagen, dass man ein Problem mit etwas hat, es aber trotzdem macht. Wenn der Andere weiß, dass einem die Umsetzung gerade wahnsinnig schwer fällt, kann er behutsamer mit der anderen Seite umgehen. Ob man Empathie komplett neu erlenen kann, weiß ich allerdings nicht. Ich glaube, da fängt viel in der Erziehung an.
Wenn was hakt, muss es raus. Sonst baut sich eine Spirale auf und es wird immer schlimmer. Das gilt für beide in beide Richtungen. Man muss sprechen, aber auch ma nachfragen.
Die Entscheidung für das Unternehmen muss man ganz oder gar nicht treffen. Ich habe auch meiner Frau reinen Wein eingeschenkt und ihr gesagt, was es für uns bedeutet, wenn ich in die Firma gehe. Sie sollte wissen, was das kommen kann und das war auch gut so, denn lange Zeit war es wirklich hart. Jetzt ist es besser.

Meiner Frau habe ich gesagt, auf was wir uns einlassen, damit sie darauf vorbereitet ist. Sie sollte das wissen.

-Johannes Höhner-

Höhner GmbH Übersicht

Wie werden Sie Ihre eigene Nachfolge angehen ?

 

Johannes Höhner:

Ich hoffe, dass ich sie frühzeitig plane. Wichtig ist, dass meine Kinder selbst den Willen entwickeln. Da muss eine Freiwilligkeit hinter sein. Ich hoffe auch, dass ich die Weitsicht und auch die Gelassenheit habe, die Kinder machen zu lassen, und sie auch Fehler machen zu lassen. Daraus lernen sie ja.

Ich habe glücklicherweise auch Hobbys und arbeite daran, dass es zum Ende heraus einen Plan B geben wird. Bei meinem Vater war es die Firma und sonst nichts. Deshalb war das Loslassen auch so schwierig für ihn. Da war nur Firma - von morgens bis abends und nichts sonst im Leben. Dann fühlen Sie sich halt nicht gebraucht. Wenn ich die 60 hier schaffe und dann abgebe, wäre ich sehr glücklich. Das bereite ich deutlich anders vor. Es ist ja auch ein Gewöhnungsprozess für beide. Es braucht einen klaren Zeitpunkt und dann möchte ich mich langsam raus schleichen.

Das Loslassen wird nicht einfach, aber ich sehe es so: wir erziehen unsere Kinder nach unseren Einstellungen und versuchen durch Vorleben vieles an sie weiter zu geben. Deshalb muss man einfach mal seinen Kindern vertrauen. Sie sind keine Fremden - es ist ja alles Notwendige vorhanden, auch wenn sie Sachen anders machen. Diese Gelassenheit wünsche ich mir und das ich sie dann machen lassen kann.

Lacht: In 20 Jahren kann ich Ihnen dann sagen, ob ich das schaffe. Ich hoffe aber schon, denn das ist ja auch unternehmerisch verantwortliches Handeln, damit es weiter gehen kann.

Würden Sie noch mal antreten?

Johannes Höhner:

Ja!

Die wichtigsten Takeaways

  • Versuchen, immer das Unternehmen an erste Position zu stellen und das eigene Machtbedürfnis dahinter zu setzen
  • Das Geld darf nie der Antrieb für die Nachfolge und allein im Fokus sein.
  • Die jeweiligen Ehepartner sollten aber in den Entscheidungsprozess des Nachfolgers/der Nachfolgerin eingebunden werden.
  • Unangenehme Themen müssen angesprochen werden. Sie werden noch unangenehmer, wenn Dinge dann wirklich eintreten und nichts geregelt ist.
  • Emotionen sind da und sollten nicht ignoriert werden. Über ihre Gefühle müssen beide Seiten unbedingt sprechen (lernen).
  • Bevor der Prozess zu lange dauert und zu viel kaputt geht, muss eine finale Entscheidung für oder gegen die Übergabe getroffen werden, die die Situation löst.
  • Der Übergeber braucht ein Leben nach der Firma mit Hobbys, Freunden und Plänen. Er muss daran arbeiten und das für sich entwickeln.
  • Die Mitarbeiter sind Teil des Nachfolgeprozesses, leiden mit, wenn es schwierig ist und brauchen eine gute Integration, um den Wechsel mitzumachen.
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