In dieser Folge spreche ich mit Susanne Münch über ihren Nachfolgeprozess bei Hydrobull, genauer gesagt, der Siegfried Frenzen GmbH in Willich und zu ihrer Nachfolge im Maschinenbau - und handel.
Susanne Münch war gerade als 21-jährige Fremdsprachenkorrespondentin um die halbe Welt gereist, als aus dem kurzen Zwischenstopp im Familienunternehmen in Schiefbahn der Start ihrer jetzigen Karriere wurde.
Es gab einfach zu viel zu tun, um wieder zu gehen und so wurde ein paar Jahre später aus der Nachfolgerin die Mit-Inhaberin der Siegfried Frenzen GmbH, die heute Werkstattkrane der Marke Hydrobull in die ganze Welt versendet. Sie erzählt im Interview, wie sie die Nachfolge mit ihrem Vater gestaltet und umgesetzt hat. Gerade als Frau im Maschinenbau und -handel hat sie wichtige Tipps für Nachfolger/innen und Inhaber/innen.
Mehr über Hydrobull und Siegfried Frenzen GmbH herausfinden:
https://hydrobull.de/
Siegfried Frenzen GmbH / Nachfolgerin & Inhaberin
Die nächsten hundert Jahre/ Inhaberin
Ein aufgeschriebener, abgestimmter Fahrplan, auf den man verweisen und den Status Quo überprüfen kann - das ist schon sehr sinnvoll.
-Susanne Münch-
Susanne Münch:
Gegründet hat mein Opa das Unternehmen 1934 - letztes Jahr hatten wir 85 Jahre Jubiläum. Er hat in Viersen mit Handelsprodukten, Drehmaschinen etc. angefangen und wurde dabei immer gefragt, wie man die Last auf die Maschinen bekommt. Deshalb hat er dann die Entwicklung der Werkstattkrane gestartet - ab da haben wir Lastenkräne gebaut.
In den 60 Jahren gingen wir dann nach Schiefbahn. Ich wurde 69` im April geboren und im September 69` ist mein Vater von Berlin ins Rheinland gezogen und ins Unternehmen gekommen. Erst haben wir nur innerhalb Deutschlands und dann schnell auch international geliefert.
Schon damals wurde jeder Kran speziell hergestellt und diese Sonderausführungen unterscheiden uns jetzt und machen uns einzigartig - sie liegen uns am Herzen.
Die Marke Hydrobull entstand auch in den 60ern. Mein Opa hat den Namen erfunden - Hydro kommt von Hydraulik und Bull sollte die Stärke kennzeichnen. Außerdem sollte der Name auch international nutzbar sein. Schon damals war seine Vision: die ganze Welt nutzt Hydrobull. Das hat ja auch geklappt. Heute liefern wir nach China und Singapur, Philippinen usw.
Mein Vater war 25 Jahre alt, als er einstieg - erstmal nur als Angestellter. Er hat hier viel umgekrempelt und gestartet. Zum Beispiel den Staplerimport aus Italien in den 70ern und die Serienfertigung.
Ich selbst habe vor 30 Jahren angefangen und bin seitdem im Unternehmen. Heute sind wir zu Dritt im Vertrieb und Verkauf. Die Fertigung wird in Lohnfertigung umgesetzt und auch für den Rest haben wir Kooperationen. Nach unseren Zeichnungen werden die einzelnen Baugruppen fertig gestellt und danach werden die letzten Tests hier in Schiefbahn durchgeführt - alles wird hier zusammengesetzt. Dann geht es von hier aus in die Welt. Früher haben wir alles hier gemacht - gedreht, geschweißt etc., aber als kleiner Betrieb ist es gut, flexibel zu sein.
Als Kind denkt man: das wird schon - die Eltern meinen es ja nur gut - meinen sie sicher auch - aber je länger man selbst den Betrieb gestaltet, desto mehr ändern sich die Positionen
-Susanne Münch-
Susanne Münch:
Mein Opa hat sich sehr schwer getan mit dem Loslassen. Irgendwann fragte mein Vater: Beteiligst Du mich, oder suche ich mir was Neues? Letztendlich haben sie eine Einigung gefunden, aber mein Opa hat bis zum Schluss versucht, Entscheidungen zu beeinflussen. Eine Erinnerung als Beispiel: mein Vater und ich haben Striche gemacht, wie oft der Kopierer ausgefallen war, weil mein Vater einen neuen wollte und mein Opa nicht. Da gab es schon Rangeleien, daran erinnere ich mich.
Deshalb denke ich, man sollte schon sehr früh entscheiden, wer wann welche Entscheidungen trifft, wie es mit der Anteilsübergabe ist und wie es später weiter geht. Das ist ein Tipp von mir an Inhaber und Nachfolger.
Als Kind denkt man: das wird schon - die Eltern meinen es ja nur gut - meinen sie sicher auch - aber je länger man selbst den Betrieb gestaltet, desto mehr ändern sich die Positionen. Heute würde ich sagen: ein aufgeschriebener, abgestimmter Fahrplan, auf den man verweisen kann bzw. zu dessen Zeitpunkt man den Status Quo überprüft - das ist schon sehr sinnvoll.
Dann weiß man als Nachfolger/in: Wann bin ich wo und reicht mir das auch. Oft heisst es ja: Du kriegst das ja irgendwann mal alles. Das ist, glaube ich, der meistgehörte Satz, egal, mit wem man sich so unterhält in der Nachfolge. Aber das ist nicht immer hilfreich und befriedigend.
Susanne Münch:
Meinem Vater war das schon immer klar, für mich eher unterschwellig.
Ich bin gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, war in England, Belgien und Spanien, kam zurück und wollte mich eigentlich woanders bewerben. Dann hieß es aber: das ist jetzt ganz schlecht, wenn Du woanders hingehst - bleib doch noch mal ein Jahr. Da war ich 21. Meine Eltern hatten mir alles ermöglicht, also dachte ich, gut, ich lerne etwas und bleibe erstmal.
Und dann war es, wie es im Familienbetrieb halt ist. Hier fehlte jemand, da fehlt jemand. Aus dem Jahr wurde noch ein Jahr und noch eins. Dann klappte es ganz gut und ich fand es auch ganz interessant - und ich bin geblieben. Der ursprüngliche Plan, über den Tellerrand zu gucken, änderte sich. Ich würde das nach wie vor jedem raten, denn später macht man es nicht mehr.
Der ursprüngliche Plan, über den Tellerrand zu gucken, änderte sich. Ich würde das nach wie vor jedem raten, denn später macht man es nicht mehr.
-Susanne Münch-
Die Siegfried Frenzen GmbH hat bis jetzt 28.524 Kräne in 50 Länder geliefert und der längste Lieferweg betrug 10.550 km.
Susanne Münch:
Da gab es natürlich auch Schwierigkeiten. Zum Beispiel, wenn die älteren Männer nicht wollten, dass “dat junge Mädchen” ihnen was sagt. Da braucht man ein dickes Fell. Hier im Betrieb hatten wir einen tollen Meister, der nie raushängen ließ, dass ich Dinge als Mädchen nicht kann. Mein Vater und er haben mir alles beigebracht. Die Probleme kamen eher von außen. Kunden haben angerufen und nach “dem Mann von der Technik” gefragt. Einmal habe ich zu jemanden gesagt: lassen sie es uns doch mal probieren und wenn es dann nicht klappt, können wir immer noch jemand anderes fragen. Der hat sich dann nachher bei mir entschuldigt. Manchmal war es nicht ganz einfach Tochter vom Chef zu sein. Nach außen wäre Sohn vom Chef sein vielleicht einfacher gewesen.
Wenn ich zu Messen fahre oder Schulungen gebe, ist der Anteil der Frauen in unserer Branche nicht viel größer geworden. Ich bin immer noch ein bisschen ein bunter Hund.
Da gab es natürlich auch Schwierigkeiten. Zum Beispiel, wenn die älteren Männer nicht wollten, dass “dat junge Mädchen” ihnen was sagt. Da braucht man ein dickes Fell.
-Susanne Münch-
Susanne Münch:
Die Situation war positiv. Es ist wichtig offen zu besprechen, wann man Anteile überträgt. Hierfür macht es in der Regel Sinn immer erstmal den Steuerberater zu fragen. Mein Vater hatte auch keine Geheimnisse dabei. Er hat die Zahlen auch immer mit mir besprochen und alles offengelegt.
Susanne Münch:
Ich habe 1991 angefangen und September 2001 haben wir die erste Übertragung gemacht. Da war ich im Tagesgeschäft schon sehr involviert und selbstständig tätig.
Wenn man so jung ist, bleibt der Vater lange der Chef. Deshalb würde ich Jedem raten, erstmal doch andere Luft zu schnuppern. Das ist gar nicht als Kritik gemeint, aber es ist einfach so. Ich hatte sehr viel Respekt - mein Vater war mein Held und dann zweifelt man die Dinge wenig an. Das kommt erst viel, viel, später mit der wachsenden Erfahrung. Wenn ich genug wusste, habe ich schon mal gesagt: So ist es aber vielleicht doch besser. Für uns hat das im Tagesgeschäft gut geklappt, weil mein Vater auch gut loslassen konnte. Aber bei übergeordneten Dingen - zum Beispiel bei der Anteilsverteilung, Renovierungen und größeren Projekten - war es dann schon schwieriger. Da haben wir darauf geachtet, dazu gut ins Gespräch zu kommen und die Fragen zu lösen.
Mein Vater hatte auch keine Geheimnisse dabei. Er hat die Zahlen auch immer mit mir besprochen und alles offengelegt.
-Susanne Münch-
Susanne Münch:
Da gibt es leider keinen Trick. Man muss hinfühlen und es immer mal wieder versuchen. Manchmal braucht es auch deutliche Worte, ohne den Respekt zu verlieren. Das ist wichtig, denn der Vorgänger hängt ja am Unternehmen. Das ist tatsächlich die Schwierigkeit: seine eigene Position klarzustellen, ohne dem Anderen gewissen Respekt abzusprechen. Deshalb ist es so wichtig, solche Fragen früh anzusprechen. Ändern kann man es später immer noch, aber dann gibt es einen Anhaltspunkt, wenn sich später Erinnerungen dazu doch unterscheiden.
Das passiert eben innerhalb der Familie und Unternehmen und Familie sind ja so verwoben. Jahrelang haben wir die Arbeit auch beim Mittagessen oder am Wochenende erörtert. Das hört erst mit räumlicher Trennung und anderen Zeitrythmen auf.
Susanne Münch:
Ich habe einen 3 Jahre jüngeren Bruder. Er hat ein eigenes Metallbauunternehmen. Es gab kurz die Überlegung, dass er auch ins Unternehmen einsteigt und er hat auch hier gearbeitet. Damals war ich schon sehr stark engagiert und habe viel gearbeitet.
Es hat ihm hier nicht so richtig gefallen und für mich war es auch komisch - wir sind komplett unterschiedlich - ein neuralgischer Punkt für mich.
Ich habe deshalb gesagt: “Ihr müsst euch überlegen, was ihr wollt, aber das kann ich mir nicht vorstellen”. Das war natürlich erst schwierig.
Aber mein Bruder kann jetzt in seinem Betrieb alle Entscheidungen selbst treffen und arbeitet doch in einem anderen Bereich und ist damit sehr zufrieden. Ich glaube, dass das für alle Beteiligten die beste Lösung war.
Bei großen Themen, bei denen man sich selbst gar keinen Kompromiss vorstellen kann, muss man unbedingt miteinander sprechen und das klar machen. Das haben wir auch gemacht. Meine Eltern haben gut darauf reagiert und sich letztendlich so entschieden, dass sie meinen Bruder in anderer Weise unterstützten, damit er seinen eigenen Weg gehen konnte. Jetzt ist jeder am richtigen Platz und es trägt auch keiner dem anderen etwas nach.
Das wohl bekannteste Bauwerk, an dem ein HYDROBULL-Kran mitgebaut hat, ist die Reichstagskuppel in Berlin.
Da gibt es leider keinen Trick. Man muss hinfühlen und es immer mal wieder versuchen. Manchmal braucht es auch deutliche Worte, ohne den Respekt zu verlieren. Das ist wichtig, denn der Vorgänger hängt ja am Unternehmen. Das ist tatsächlich die Schwierigkeit: seine eigene Position klarzustellen, ohne dem Anderen gewissen Respekt abzusprechen.
-Susanne Münch-
Die ungewöhnlichsten Farbwünsche, die Susanne Müch und ihr Team bei Kränen umgesetzt haben, sind „tigerente“ und mint.
Susanne Münch:
Genau. Es war wichtig, dass mein Vater sich positioniert. Das hat er damals sehr schnell gemacht und dann war das Thema auch durch. Mein Bruder ist glücklich mit seinem Betrieb, und das hat uns familiär in keinster Weise beeinträchtigt - weil wir es geklärt haben.
Susanne Münch:
Ja, das halte ich für ganz wichtig - egal, worum es geht. Ob es um Geschwister, oder um allgemeine Regelungen geht. Klarheit halte ich für das Wichtigste. Für Familienbetriebe im Umfeld sind diese unausgesprochenen Dinge das Schwierigste. Das haben wir in dieser extremen Form nicht zugelassen.
Klar, jeder hat auch mal eine andere Meinung. Das ist normal. Aber es wurde nie so schlimm, dass wir nicht hätten darüber reden, oder eine Lösung finden können. Das ist nicht immer angenehm, aber es muss sein. Es darf nie soweit gehen, dass es den familiären Frieden stört.
Susanne Münch:
Ja, das würde ich schon sagen. Klar - Vertrauen ist die Basis, aber auch dieses Grundgefühl, das einem keiner auf ewig etwas übel nimmt. Das ist wichtig. Es kommen einfach Dinge, wo man sich nicht einig ist.
Wir haben zum Beispiel diese 50/50 Anteilsregelung, die ja für einen Betrieb sehr ungünstig sein kann. Wir haben uns deshalb darauf geeinigt, dass im Zweifelsfall meine Mutter die Entscheidung trifft - musste sie zwar noch nie, aber das ist das, was ich meine. Man muss sich vorher darüber klar sein, was passieren könnte und dann mit Lösungen vorplanen.
Bei der Anteilsaufteilung war mein Vater erst 55 und wollte verständlicherweise noch nicht alle Entscheidungen abgeben. Das hatte nichts mit Vertrauen zu tun, eher mit seinem persönliche Gefühl - was hab ich dann noch? Das war für mich mit gerade 30 Jahren absolut ok. Jetzt 20 Jahre später, habe ich mir erlaubt das Thema für den weiteren Übergang anzusprechen. Ich muss auch eine Altersvorsorge treffen.
Susanne Münch:
Ich zahle ja nicht in die Rentenversicherung ein. Bei der Werteinschätzung der Firma bleibe ich realistisch, deshalb müssen wir schon noch ein paar Dinge regeln. Meine Altersvorsorge funktioniert neben Lebensversicherungen und selbstgenutzte Immobilie auch über eine neu geregelte, höhere Beteiligung, deren Gewinnausschüttungen ich spare werde. Dazu muss sich jeder Nachfolger gut und früh Gedanken machen und für sich vorsorgen.
In der Familie fühlt es sich immer ein bisschen so an, als gehöre allen Alles. Je älter man wird, desto mehr möchte man aber sein eigenes und unabhängige Entscheidungen treffen. Denn ich will ja selbst entscheiden, wann ich aufhöre zu arbeiten und es nicht davon abhängig machen, wann das in der Gesamtkonstellation funktioniert. Wenn man dann hinterher länger arbeiten will, ist das ja schön. Auch, wenn man hinterher den Betrieb gut verkaufen kann - aber das weiß man eben vorher nicht.
Susanne Münch:
Es gab, bis auf die kurze Phase mit meinem Bruder keine Familien oder Nachfolge Konstellation, bei der ich aktiv gesagt hätte: Jetzt gibt es einen Grund, dass ich jetzt ausbreche und hinschmeisse.
Susanne Münch:
Das finde ich schon. Wir waren wirklich ein gutes Team. Wir haben viele Kundenbesuche zusammen gemacht und uns die Bälle zugeworfen. Das hat viel Spaß gemacht und war sehr effektiv.
Mein Vater ist sehr extrovertiert und sehr versiert im Gespräch. Das macht ihm einfach Spaß. Ich war mehr in den Details und habe ihm die Dinge zugespielt. Das war eine schöne Zeit.
Es ist schon schön, wenn man jemanden im Betrieb hat, der die Details kennt und mit dem man Dinge vertrauensvoll diskutieren kann.
Der bislang zukunftsträchtigste Einsatzbereich unserer Krane ist die Solarforschung am Max-Planck-Institut für Sonnenenergie.
Susanne Münch:
Für die Erfahrung mit dem eigenen Unternehmen, für die Unternehmensgeschichte und die Verbindung zum Unternehmen war es auf jeden Fall gut. Es hier nie langweilig gewesen. Hier ist einfach stetige Veränderung. Wenn es passt, ist es sicherlich schön, wenn man vorher andere Sachen gemacht hat. So kann man auch etwas Neues mitbringen.
Hätte ich mehr Erfahrung und Wissen gehabt - eventuell aus anderen Jobs - hätten wir uns an mehr gerieben. Bei uns war das wirklich, was das Führen des Geschäftes betrifft, ein ganz harmonischer Prozess, der so ganz langsam gelaufen ist. Mein Vater hat mit 50 angefangen, an mich abzugeben und dann mit Mitte 50 kamen die ersten Tage, wo er nicht mehr jeden Tag 8 bis 12 Stunden kam und Golfspielen ging. Das plätscherte so dahin.
Ich musste nicht sofort alles können. Das habe ich schon als großen Vorteil empfunden. Das war wirklich ein Prozess und ich habe im Laufe der Jahre alle Abteilungen bei uns besetzt.
Ich hatte nie das Gefühl, ich habe jetzt irgendwelche Aufgaben, die ich nicht bewältigen kann. Dadurch, dass er doch relativ früh angefangen hat, sich so herauszuziehen, hatten wir auch nicht dieses übliche Kompetenzgerangel. Das hat wirklich gut funktioniert.
Susanne Münch:
Ja! Meine Eltern verreisen sehr gerne, spielen Golf und sind auch ansonsten vielseitig interessiert - das hat gut geklappt.
Susanne Münch:
Meine Mutter ist quasi die Sparrings-Beratungsperson meines Vaters. Sie hat auch immer im Betrieb mitgearbeitet und ist in alle Prozesse voll mit eingebunden. Immer, wenn's ums ums große Ganze geht, dann ist sie diejenige, die mit allem involviert ist.
Susanne Münch:
Das kam jetzt nicht so oft vor, aber sie hat immer darauf geachtet, dass mein Vater seine eigenen Erfahrungen mit seinem Vater nicht vergißt. Manchmal steht man natürlich auch mit seiner Meinung plötzlich zwei Personen gegenüber.. Bei uns gab es ein paar ganz wenige Punkte, wo es dann eben ein bisschen gedonnert hat, wo man sich neu finden musste. Zum Beispiel als wir die Arbeitsaufteilung neu klären mußten, weil ich schwanger wurde und plötzlich doch nicht Vollzeit arbeiten wollen. Wir haben uns dann neu ausgerichtet, und dann war auch Ruhe. Wir haben immer versucht, einen Kompromiss zu finden, wenn es Schwierigkeiten gab.
Susanne Münch:
Genau. Es ist halt auch nicht sinnvoll, alles zu schlucken.
Ich finde, bei kleineren Dingen ist es okay. Aber wenn es um große Dinge wie z.Bsp. die Kinderbetreuung geht...Der ursprüngliche Plan war, voll weiter zu arbeiten. Als ich aber dann schwanger wurde, wollte ich das nicht mehr. Ich wollte gerne auf Teilzeit reduzieren, was ich auch gemacht habe - soweit das dann emotional möglich ist - viel Homeoffice - sicherlich keine normale Teilzeit. Meine Eltern mussten dann wieder ein bisschen mehr arbeiten und den ein oder anderen Babysitterdienst übernehmen. Letztendlich haben sie das dann auch gemacht und wir haben eine gute Einigung gefunden Kind & Betrieb als Familie unter einen Hut zu bringen.
Es spielt eine große Rolle, wenn man als Übergeber auch schon Nachfolger war. Man versucht, gewisse Dinge besser zu machen. Das hat mein Vater definitiv und deshalb hat er es ja auch gut hinbekommen.
-Susanne Münch-
50 Jahre ist die längste bekannte Nutzungsdauer eines Hydrobull-Krans bei Barilla.
Susanne Münch:
Patriarch wäre jetzt zu viel gesagt, aber er ist schon sehr dominant. Ich eher nicht. Wären wir sehr gleich gestrickt, hätte es sicherlich mehr Konfliktpotenzial gegeben. Aber ich habe eben doch so viel von ihm, dass es doch ein bisschen zu Reibereien kam und ich gesagt habe: “So, jetzt wird es mir aber dann doch zu viel. Da müssen wir mal gucken.”
Mein Vater war schon auch sehr streng. Ich bin eher jemand, der auf der Geben und Nehmen Schiene fährt. Damit habe ich die besseren Erfahrungen gemacht. Durch die Erfahrung mit seinem Vater war mein Vater mir gegenüber eben nicht so dominant. Das habe ich ihm immer sehr hoch angerechnet, dieses doch sehr gleichberechtigte, langsame Überlaufen. Das ist nicht selbstverständlich gewesen.
Susanne Münch:
Ich glaube ja. Sonst hätte das nicht so geklappt mit uns. Es spielt eine große Rolle, wenn man als Übergeber auch schon Nachfolger war. Man versucht, gewisse Dinge besser zu machen. Das hat mein Vater definitiv und deshalb hat er es ja auch gut hinbekommen.
Man muss die eigenen Nachfolge-Erlebnisse natürlich auch annehmen. Da hat meine Mutter sicherlich auch mit aufgepasst. Wenn man natürlich so ein Macher ist - und das ist mein Vater in jeder Hinsicht - ist das manchmal schwierig. Von Vorteil war, dass er ziemlich schnell gemerkt hat, dass ich weiß, was ich tue. Es gab wenig Dinge, die er mir doppelt erzählen musste und es war immer ein “wir” und ein “unseres” - wir waren nie Konkurrenz. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mein Vater mich jetzt im Betrieb als Konkurrenz gesehen hätte. Ich hatte schon das Gefühl, dass er mir das, was er weiß, auch wirklich so weitergibt, damit es auch funktioniert. Ich habe sehr von seiner Erfahrung profitiert.
Susanne Münch:
Ja! Da waren wir auch immer eine Einheit. Das ist uns im Grunde auch so gespiegelt worden. Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt.
Susanne Münch:
Meine Mutter war immer mit im Betrieb, als wir Kinder waren. Sie hat in Teilzeit und teilweise auch von zuhause aus gearbeitet - im Schlafzimmer gab es einen Schreibtisch. Ich kenne meine Eltern nur so - beide arbeiten. Früher fand die Hannover-Messe ja noch regelmäßig statt. Meine Mutter ist immer mit gefahren. Zu meinem Leidwesen hatte ich dann immer Geburtstag - der wurde mit Oma gefeiert. Auch meine Omas haben beide gearbeitet. Ich komme aus einer Familie, wo die Frau generell eine starke Person war und auch schon immer als selbständige Person wahrgenommen wurde.
Susanne Münch:
Wir haben schon eine kleine Sammlung: Den Fahrplan festlegen und aufschreiben, hineinschauen, was vereinbart war und es beharrlich einfordern, Vertrauen ineinander haben, eine Klarheit in der Kommunikation untereinander aufrecht erhalten, eine gute Diskussionskultur mit Offenheit für Alternativen pflegen, kein Konkurrenzverhältnis entwickeln, gewisse Freiheiten geben, einfach auch den Nachfolger machen lassen. Darauf vertrauen, dass der Andere nicht direkt einen riesen Schaden anrichtet. Ich hatte nie das Gefühl, dass Mein Vater Sorge hat, ich könnte dem Unternehmen schaden. Im Grunde ist mein Vater froh, dass Jemand aus der Familie weiter gemacht hat. Sich durch mehr Sachlichkeit und Fakten von zu starken Emotionen lösen. Das ist vielleicht einer der wichtigsten Erfolgspunkte bei uns.
Susanne Münch:
Drei Entscheider in einem Familienbetrieb wäre meine rote Linie gewesen. Darüber haben wir in der Familie offen gesprochen. Dabei war wichtig, dass mein Vater klar in der Kommunikation war und eine Entscheidung getroffen hat. Dann gab es noch ein paar neuralgische Punkte, zum Beispiel, als ich Mutter wurde und auch jetzt nochmal im Alter. Es war aber nie so, dass ich wirklich angefangen hätte, die Fühler auszustrecken. Mein Vater hat damals, als er in der Situation war, ernsthaft überlegt, wo er unterkommen könnte. Das habe ich eigentlich nie gehabt.
Susanne Münch:
Wenn es wenig Einsicht für Gespräche und Kompromisse gibt, dann muss man das für das eigene Leben tun - je eher, desto besser. Je jünger man ist, desto leichter fallen Alternativen. Mit 50 schmeißt man sicher nicht alles hin und es geht ja auch nicht ohne Weiteres.
Wir sind Meinungsverschiedenheiten so angegangen, dass wir immer Plan B oder C, angeschaut haben. Wir haben alle Dinge beleuchtet und um die Ecke gedacht, um eine Lösung zu finden - gern auch erstmal theoretisch. Das halte ich für sehr wichtig und das mache ich auch als Unternehmerin. Dann öffnen sich plötzlich ganz neue Türen und man denkt: da gehe ich doch mal lang.
Diese Vorgehensweise bringt Wissen und Verständnis für verschiedene Positionen. Das hat uns immer sehr geholfen. Erstmal versucht man, soviel Fakten wie möglich zu sammeln, um das Thema wirklich aus verschiedensten Blickwinkeln zu beleuchten. Damit werden auch die Emotionen weniger. Wenn man alle Informationen hat, geht man praktisch neu an das Thema ran.
Oft ergibt sich daraus ein neues Verständnis für eine gegenteilige Position, weil man verstanden hat, woher sie kam. Man selbst war dort vielleicht noch gar nicht angekommen, weil man sich nicht damit beschäftigt hatte.
Wir sind Meinungsverschiedenheiten so angegangen, dass wir immer Plan B oder C, angeschaut haben. Wir haben alle Dinge beleuchtet und um die Ecke gedacht, um eine Lösung zu finden - gern auch erstmal theoretisch.
-Susanne Münch-
Susanne Münch:
Ja. Bei uns ist das einzig Stete die Veränderung und geht nicht, gibt's nicht. Damit bin ich aufgewachsen. Das ist mir eigentlich nie so klar gewesen, aber wenn wir so sprechen - das ist es. Und es hilft.
Susanne Münch:
Ich habe eigentlich alles unterschätzt. Man unterschätzt mit 21 Jahren einfach, wie weitreichend eine Selbstständigkeit ins Leben eingreift. Klar kann man immer noch einmal rechts oder links gehen, aber es ist doch eine sehr langfristige Entscheidung. Man macht sich als junger Mensch keine Gedanken darüber, was einem als Unternehmer alles so passieren kann. Das ist wahrscheinlich auch erstmal ganz gut, sonst würde man nicht starten. Was ich wusste, war, dass es viel Arbeit bedeutet. Das habe ich absolut nicht unterschätzt. Es ist auch so gekommen, aber das hat mich nicht geschockt. Vieles macht ja Spaß und was ich gerne mache, ist dieses selbst gestalten und entscheiden.
Susanne Münch:
Wichtig ist, dass die Kinder selbst entscheiden können. Mein Sohn möchte bisher nicht und hat das auch klar gesagt - das ist wichtig. Das ist mir auch wegen meiner eigenen Erfahrungen wichtig, obwohl es mir ja nicht schlecht ergangen ist. Und sollte er dann in zehn Jahren doch sagen “Ach, weißte Mama, eigentlich ist es ja bei dir doch ganz schön gut”, dann gucken wir neu. Erstmal ist das nicht mein Plan oder mein Backup. Ich glaube schon, dass man als Eltern Entscheidungen unbewusst doch steuert. Das sollte man nicht. Bei mir ist es gut gegangen, aber ich glaube, oft geht es nicht gut.
Susanne Münch:
Im Freundeskreis eher weniger. Wir haben uns, wenn es notwendig wurde, Spezialisten gesucht.
Susanne Münch:
Genauso machen würde ich diesen langsamen Übergang. Das war für beide gut - fürs Loslassen und fürs Einfinden. Die Beteiligungen würde ich mir aber klarer und strukturierter wünschen.
Ich weiß generell nicht, ob ich es nochmal machen würde. Nicht, weil es mir jetzt in diesem Leben nicht gefallen hat, aber ich finde, es hat sich viel geändert. Ich höre mich jetzt ganz furchtbar an. Mein Vater hatte zum Beispiel sehr viele Freundschaften aus dem Berufsleben. Da war sehr viel Zuverlässigkeit und sehr viel Vertrauen. Ich habe das noch kennengelernt und es auch noch nutzen dürfen. Ich habe aus diesen Verbindungen gewisse Unterstützung bekommen.
Das hat massiv nachgelassen. Das macht nicht mehr so viel Spaß und ist mit viel Risiko, Auflagen und Schwierigkeiten verbunden - im Verhältnis zu dem, was dabei raus kommt. Deshalb würde ich heute vielleicht etwas Anderes machen.
Susanne Münch:
Ich rate, kanalisiert eine Emotionalität in eine Sachlichkeit, um Dinge zu klären und Handlungsalternativen zu erhalten.
Susanne Münch:
Wenn alles so wäre, wie zu meinem Eintritt ja, gerade aktuell eher nicht.