Hoher Energieaufwand in der Wartephase – Nachfolgeprozess bei Unternehmensnachfolgen
Was ich immer wieder in den Gesprächen mit meinen Kunden beobachte, ist die lange Zeit, die nach dem ersten Kontakt vergeht, bis der Nachfolgeprozess bei Unternehmensnachfolgen tatsächlich ins Rollen kommt. Eine Zeit, die teilweise Monate, wenn nicht Jahre dauert und die viel Energie bei den Nachfolgeparteien kostet, denn der begonnene Nachfolgeprozess ist ja immer im Hinterkopf und mahnt.
Natürlich grätscht das Leben dazwischen und das Unternehmen feuert Alltagsaufgaben aus allen Richtungen und neue Ideen klopfen an die Tür, um umgesetzt zu werden – aber die Gründe, warum eine Nachfolge ansteht, werden ja nicht weniger dringlich, oder verschwinden.
Im Hinterkopf klingelt täglich leise die Glocke, dass der nächste Anruf für die Nachfolgeplanung noch im Kalender steht.
Vom Unternehmer zum Unterlasser
Das Erstaunliche daran ist, dass es meist Menschen sind, die sich ihr ganzes Leben lang durch Entscheidungsfreude, Risikobereitschaft, langfristige Planungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und Phantasie ausgezeichnet haben – echte Unternehmer. Diese Eigenschaften scheinen – speziell beim Nachfolgeprozess bei Unternehmensnachfolgen – wie ein abgelegter Mantel verschwunden zu sein.
Da sitzt mir schon mal ein fast 80-jähriger Mensch gegenüber, dessen Unternehmen seine besten Jahre gesehen hat und besser vor 15 Jahren verkauft worden wäre und sagt, dass er trotzdem am nächsten Tag wieder kommen und weiter arbeiten würde, wenn wir ihm jetzt 5 Mio. Euro in bar auf den Tisch legen.
Woran liegt das? Was in den Monaten zwischen dem ersten Anruf bei der Nachfolgeberatung und dem nächsten Anruf entsteht, sind viele Fragen, die nicht beantwortet werden. Das schafft Unsicherheit und aus Unsicherheit entstehen Mißtrauen, Angst, Unmut und letztendlich Ärger und Frustration.
Fragen werden konserviert und verschwinden nicht
Der Inhaber wird seine Fragen nicht los:
Was tue ich danach? Wie sieht meine Altersvorsorge aus? Soll ich mich ganz raus ziehen, oder nur tageweise? Schafft der Nachfolger das? Kann die Firma das stemmen? Was muss ich bis dahin noch erledigen?
Der Nachfolger – wenn es einen gibt – wird seine Fragen nicht los:
Wann kann ich beginnen? Lohnt es sich, dass ich hier bleibe? Kann ich mein Leben daran ausrichten? Welche finanziellen Verpflichtungen gehe ich ein? Traut mir der Inhaber den Job richtig zu?
Die Mitarbeiter werden ihre Fragen nicht los:
Wie geht es denn weiter? Was ist in 5 oder 10 Jahren mit meinem Job? Warum spricht keiner mit uns? Was wird es Neues geben, was bleibt?
Und Banken und Lieferanten und Kunden beobachten den begonnenen Prozess natürlich auch mit Argusaugen. Für alle sind die nächsten Schritte von Bedeutung und allen, außer dem Inhaber und dem Nachfolger, sind beim Nachfolgeprozess bei Unternehmensnachfolgen die Hände gebunden.
Vom ersten zum zweiten Schritt
Zur Zeit arbeiten sich 60-70% aller Unternehmen in Nachfolgesituation daran ab – einfach ist der Prozess sicher nicht. Was kann also die Lösung sein?
Es gibt kein Geheimrezept, aber in den unterschiedlichen Situationen, die ich betreut habe und betreue, sind folgende Dinge wirksam:
Rezept für Bewegung im Nachfolgeprozess:
- Sich Zeit für die Entwicklung einer Vision der nächsten Jahre nach der Zeit im Unternehmen nehmen – am Besten mit einem Coach, oder einem guten Freund als Begleitung, eventuell mit anderen Unternehmern, die bereits übergeben haben
- Ein Unternehmen beauftragen, einen geeigneten Nachfolger zu finden, wenn es keinen gibt. Einfacher können Sie Zeit und Geld nicht sparen.
- Sich fragen, was die Hindernisse sind, sie gemeinsam formulieren und ansprechen
- Ein Team im Unternehmen aufstellen, was mit antreibt und unterstützt
- Zeit für den Prozess wie für einen Jour Fixe einplanen, statt mit dem Alltag weiter machen
- Einen Zeitplan mit allen Beteiligten entwickeln, ihn visualisieren und einhalten
- Sich Sicherheit und Wissen zu allen Fragen des Nachfolgeprozesses mit Hilfe von Beratern, die darin Erfahrung haben, aneignen. (Dieser Punkt ist wichtig. Sie lassen auch keine Galvanik von Ihrem Steuerberater bauen)
- Wissen beim Nachfolger aufbauen
- Vertrauen zum Nachfolger aufbauen und das auch vermitteln
- Die Nachfolgeplanung und den Fortschritt deutlich nach innen und außen kommunizieren
Mit Rückschlägen rechnen
Dass es in dem Verlauf immer wieder Rückschritte gibt, versteht sich fast von selbst. Das ist aber nichts Ungewöhnliches für einen Unternehmer. Welches Projekt läuft schon reibungslos. Die emotionale Verkettung macht Rückschritt nur etwas intensiver, als bei der Planung eines neuen Produkts.
Trotzdem ist es die einzige Laufrichtung, denn von selber löst sich in dieser Aufgabenstellung der Nachfolgeplanung leider tatsächlich nichts.
Weitere Informationen zu dem Thema Nachfolgeplanung, Nachfolge mit externen Nachfolgern und Tipps zur erfolgreichen Nachfolge finden Sie in den jeweiligen Verlinkungen und natürlich im direkten Kontakt.